„Der Laufbus“ oder „Mehr Leben auf und entlang der Straßen“

 Seit dem 2. Schultag „fahren“ wir Laufbus. Auf dem Weg zur Schule „steigen“ immer mehr Kinder zu und laufen gemeinsam zu Schule. Ich begleite den Laufbus gerne und so oft ich kann. Wenn die ersten Termine im Job früh anstehen ist es manchmal etwas stressig, aber nach dem Laufbus komme ich immer hellwach und frisch an den Schreibtisch. Es lohnt sich also. 

„Die Bedürfnisse von Kindern und Fußgänger:innen werden oft zu wenig berücksichtigt. „

Der Laufbus hat mir deutlich gemacht: Als Kinder nehmen wir als Fußgänger:innen am Straßenverkehr teil. Später ersetzen die meisten von uns das Zufußgehen im Alltag durch Auto-, Bus- oder Radfahrten. Der Verkehrsraum wird von Menschen geplant, die im Alltag selten zu Fuß unterwegs sind. Das merkt man. Die Bedürfnisse von Kindern und Fußgänger:innen werden oft zu wenig berücksichtigt. Das Ergebnis: Wenig Platz und schlechte Bedingungen.

„Kästchenhüpfen, Rollschuh- und Radfahren fand in meiner Kindheit auf dem Bürgersteig und der Straße statt“

Unser Schulweg führt über steile Treppen, enge Bürgersteige und zugeparkte Gehwege. Mit dem Kinderwagen ist der Weg nur zu bewältigen, wenn man streckenweise auf der stark befahrenen Straße läuft. Gleiches gilt z.B. auch für Rollatoren. Das ganze Wohngebiet ist nur mit dem Auto bequem und sicher zu erreichen. Nicht nur die Wege sind alles andere als menschenfreundlich. Die Verkehrsdichte ist vieler Orts so hoch, dass kein Leben mehr entlang der Straßen stattfindet. Gummispringen, Kästchenhüpfen, Rollschuh- und Radfahren lernen fand in meiner Kindheit auf dem Bürgersteig und der Straße statt. Inzwischen werden die meisten Straßen nur noch von Erwachsenen in Autos oder auf Rädern genutzt. Bürgersteige sind nur da, um gekehrt zu werden (ok mache ich nicht gerne, der Sidekick musste sein).  

„Warum sind Straßen in Wohngebieten eigentlich nicht grundsätzlich Spielstraßen? „

Warum sind Straßen in Wohngebieten eigentlich nicht grundsätzlich Spielstraßen? Würde das wirklich jemanden stören? Warum wird bei der Planung von Wohngebieten mehr an Stellplätze für Autos als an Flächen für Kinder und für Begegnungsräume gedacht? Würde es nicht für alle Bewohner mehr Lebensqualität bedeuten, wenn wieder mehr Menschen auf den Straßen und Gehwegen unterwegs wären? Gerade in einer Zeit, in der es immer mehr ältere Menschen gibt und soziale Kontakte zu selten werden halte ich Wohngebiete, in denen das Leben auch auf der Straße stattfindet für wichtig.

Mein Vorschlag: In den nächsten Sommerferien werden die Straßen in Wohngebieten zu temporären Spielstraßen und Orten der Begegnung. Und wenn es sich bewährt – warum sollten sie es dann nicht einfach auch bleiben?